𝔗𝔯𝔞𝔡𝔦𝔱𝔦𝔬𝔫
𝔲𝔫𝔡 𝔅𝔯𝔞𝔲𝔠𝔥𝔱𝔲𝔪 sind in Bayern tief
verankert.
Quer durch das Land
werden lang überlieferte Traditionen festlich und
feierlich durchgeführt und so
Bayerisches Brauchtum gepflegt.
Die unterschiedlichsten
Bräuche haben sich somit etabliert, welche ich Ihnen
auszugsweise
vorstellen möchte.
Über
die
Jahrhunderte hinweg haben die Prozessionen in den verschiedenen Orten
Oberbayerns eigene Charakteristika entwickelt. In Ruhpolding
etwa
genießen die Paktisten beziehungsweise der heutige
Georgiverein das Vorrecht, den Himmel über dem Pfarrer zu
tragen, während die Frauen der Trachtenvereine eine
Madonnen-Statue mitführen.
In Mittenwald
darf die
Junggesellenbruderschaft als ältester Verein mit haushohen
Fahnen an der Prozession teilnehmen.
Kirchliche
Prozession
In
Lenggries ist es
sogar eine
14,5 Meter hohe Hochwürdig-Gut-Fahne
die voran getragen wird. Sie diente in handylosen Zeiten nicht zuletzt
der Kommunikation. Wurde die Fahne geschwungen, wussten der
spähende Mesner und die Kanoniere, das es Zeit für
Glockengeläut und Böller war.
Das
Abfeuern von
Geschützen und Gewehrsalven wurde bereits nach dem
30-jährigen Krieg vielerorts eingeführt. Auf die
unsicheren Zeiten damals ist es auch zurückzuführen,
dass Schützen mit von der Partie sind. So etwa in Bad
Tölz, wo die Häuser mit Birkenzweigen und Blumen
geschmückt werden.
Die
Leonhardiritte
werden zu Ehren des Heiligen Leonhard von Limoges veranstaltet, dem
Schutzpatron der Arbeitstiere. Viel ist über diesen frommen
Mann nicht bekannt: Gelebt haben soll er im 6. Jahrhundert, gestorben
ist der Einsiedler laut Überlieferung an einem 6. November.
Der
Sage
nach hat sich der Heilige Leonhard für die Gefangenen
eingesetzt – daher zählen auch die Kette sowie
Ochsen und Pferde zu seinen Attributen. Zum Patron aller Tiere, die
angekettet im Stall stehen, machte ihn schließlich das Volk.
Die
oberbayerischen Bauern bitten alljährlich bei
den Ritten
um seinen Segen. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Tradition in
Oberbayern nachgewiesen, mit der ersten erwähnten
Prozession
im Jahr 1442 in Kreuth.
Leonhardiritt
Im Laufe
des Monats
September wird das Vieh
ins Tal gebracht. Dies nennt man in Bayern
Almabtrieb. Die einzelnen Abtriebe finden zu unterschiedlichen Zeiten
statt. Dies ist stark wetterabhängig.
Am 30.
September jedoch
ist die Almzeit entgültig vorbei. Dann wird die
Almhütte
des Senn oder
der Sennerin winterfest gemacht.
Hatten die Sennen ein gutes Jahr und hat das Vieh kein Leid
erfahren,
werden die Kühe festlich geschmückt und ins Tal
getrieben. Dazu bekommen sie einen prächtigen Kopfschmuck
verpaßt.
Der Schmuck besteht aus Tannengrün und Alpenblumen, verziert
mit bunten Bändern, Flitter und Spiegeln.
Almabtrieb
In
Bayern werden
alle Kühe derart geschmückt. Als weiteren
Schmuck erhalten die Kühe Glocken um den Hals.
Diese sollten mit ihrem Geläut die feindlichen
Dämonen auf dem Abtriebsweg vertreiben.
Im
Tal werden die Kühe dann in ihre heimischen
Ställe
geführt. Dort bleiben sie bis zum Frühsommer, wenn um
Pfingsten wieder der Auftrieb, der weitaus unspektakulärer
ist, erfolgt.
Das
Fingerhakeln zählt zu den Kraftsportarten und ist besonders im
alpenländischen Raum, in Bayern und Österreich
beliebt.
Sehr
häufig
findet Fingerhakeln am Stammtisch statt, mitunter werden aber auch
regelrechte Turniere ausgetragen. Fingerhakeln ist immer ein Duell mit
zwei Gegnern. Beide Kontrahenten sitzen sich am Tisch
gegenüber.
Zwei
Varianten des Einhakens sind bekannt: entweder werden die Mittelfinger
in einen Lederriemen verhakt, oder die Zeigefinger direkt miteinander.
Beim Ziehen ist viel körperliche Kraft und auch ein gutes
Maß Technik
erforderlich. Hinzu kommt der psychische Stress, denn die
Dehnungsschmerzen in der Hand müssen ignoriert werden.
Fingerhakeln
Zur
Sicherung
der beiden Kontrahenten sitzt hinter jedem Teilnehmer ein
Fänger, der
bei einem Sturz Auffanghilfe leistet. Bei regulären Turnieren
sind auch
noch ein Schiedsrichter, ein Vorsitzender und zwei Beisitzer anwesend.
Überliefert
ist, dass früher im Alpenland
Streitereien mit Fingerhakeln
geregelt wurden. Inzwischen ist das Fingerhakeln jedoch ein
organisierter Sport. Alle Geräte und Zubehörteile
sind genormt: Der
Lederriemen ist 10 cm lang und 6 bis 8 mm dick. Tische sind 79 cm hoch,
74 cm breit und 109 cm lang, die Hocker messen 40 x 40 x 48 cm.
Ebenfalls genormt ist der Abstand zwischen der Mittellinie und den
seitlichen Linien.
Auch
Armdrücken ist ein zum Zwecke des Kräftemessens
ausgeübter Kraftsport.
Dabei sitzen oder stehen sich zwei Kontrahenten an einem Tisch
gegenüber. Beide setzen den Ellbogen eines Arms auf den Tisch,
strecken die Hand nach oben und reichen sich die Hand.
Armdrücken
Auf
ein
Startkommando hin versuchen beide, den Arm des Gegners auf die
Tischplatte zu drücken. Die Ellbogen beider Teilnehmer
müssen dabei stets auf dem Tisch liegen bleiben. Sieger ist,
wer den Arm des Gegners so weit niederdrückt, dass dessen
Handrücken die Tischplatte berührt.
Die
Form der Darbietung des Schuhplattlers wie sie uns heute bekannt
ist, geht auf die Zeit des Mittelalters zurück, wobei sie sich
seitdem kaum verändert hat.
Ein
Manuskript aus dem Jahre 1030 n. Ch., das in einem
Benedikterkloster in der Nähe des Tegernsees
im Chiemgau
aufbewahrt wird, enthält bereits auf Latein eine
Beschreibung des Schuhplattlers.
Zu jener
Zeit wurden die heidnischen
Feste schon lange nicht mehr von einem religiösen Hintergrund
beherrscht. Geschicklichkeit und Eroberung standen nun im Mittelpunkt
wenn die Jungen tanzten und ihren Begleiterinnen die Tänze
zeigten.
Schuhplattlern
mit
Volkstanz
Der
Folklore kam mehr Bedeutung zuteil. Jene Aufführungen, die
zu einem früheren Zeitpunkt einen religiösen
Hintergrund beinhalteten, wurden in christliche Feste integriert und
erfuhren einige Veränderungen im Bereich der Darbietung und
der Rhythmen, die beim Tanzen verwendet wurden.
Heutzutage
wird der Schuhplattler auf traditionelle Art und Weise vielerorts von
Heimat- und Trachtenvereinen ausgeübt, hauptsächlich
zur Pflege des
Brauchtums.
Beim
traditionellen Schuhplatteln wird die originale Tracht
getragen, und z. B. beim Preisplatteln – das ist ein Turnier,
bei dem
mehrere Vereine und Gruppen zusammenkommen, um im Einzelwettbewerb oder
im Gruppenwettkampf gegeneinander anzutreten – wird neben der
Exaktheit
der Tanzausführung besonders auf die Originalität und
Vollständigkeit
der Festtracht geachtet.
Perchten
sind im bayerisch alpenländischen
Brauchtum vorkommende Gestalten, die vor allem Ende Dezember und im
Januar auftreten.
Ihr Name steht wohl im Zusammenhang mit
der
Sagengestalt der Perchta, die allerdings ihrerseits eine
ungeklärte Herkunft hat.
Die Perchten
verkörpern
allgemein zwei Gruppen, die
„guten“ Schönperchten, und die
„bösen“ Schiechperchten.
Wichtiges
Utensil der Perchten ist die Glocke, mit der
nach populärer Deutung der Winter – bzw. die
bösen Geister des Winters – ausgetrieben werden soll
- Winteraustreiben bzw. Austreiben des alten Jahres.
Der
Besuch von
Perchten wird bisweilen im Volksmund als glücksbringendes Omen
hochgehalten.
Perchten
treten in den Rauhnächten
zwischen Weihnachten und
Neujahr auf, um die Ernährungs-, Sauberkeits- und
Arbeitsvorschriften für diese Tage zu überwachen.
Während die Schiachperchten oft in großer
Zahl und
mit großem Gefolge in der Nacht auftreten, erscheinen die
Schönperchten am Tage und wünschen den Dorfbewohnern
Glück und Segen.
Der
Lauf wird vom Nikolaus und von
den Buttnmandl sowie den
Gankerl“ lautstark durch Glockenrütteln
und -schütteln im Berchtesgadener
Land begleitet.
Buttnmandl
sind in langes,
gedroschenes Stroh eingebundene Männer, tragen schwere
Kuhglocken, die um die Hüfte gebunden werden, und sogenannte
Larven (Fell- oder Holzmasken) mit Hörnern,
überlangen Zähnen und heraushängenden Zungen.
Buttnmandl
Die
Ruten, die sie bei sich tragen, sollen ein Symbol für
Fruchtbarkeit darstellen.
Nur
Männer ab 16
Jahren,
die nie
verheiratet waren, dürfen an diesem Brauch teilnehmen. Die
Buttnmandln müssen ständig in Bewegung sein, damit
das Geräusch der Glocken konstant zu hören ist.
Die
Gankerl, die Teufelsgestalten (sie entsprechen den Krampussen), tragen
Fell, eine Fell-Larve, haben ebenfalls eine Rute, aber kleinere
Glocken.
Ihre
Hauptaufgabe ist, die
Buttnmandln
zusammenzuhalten und
für deren Sicherheit zu sorgen, da die Männer in
Stroh relativ unbeweglich sind. Ihre liebsten Opfer sind dabei junge
Mädchen.
Dieser
Brauch wurde ursprünglich an den heiligen
Rauhnächten praktiziert und
ähnelt damit in der Herkunft den
salzburgisch-oberösterreichischen Glöcklern, einer
Sorte von Schönperchten.
Durch die
Christianisierung dieser
Bräuche und der Zusammenfügung mit dem Einkehrbrauch
des Hl. Nikolaus wurde er auf dem Kerngebiet der Fürstpropstei
Berchtesgaden seit ca. 1730 schrittweise in die Adventszeit verlegt.
Bis in die 1950er Jahre war es nahezu im ganzen Berchtesgadener Land
üblich, auch am Heiligabend diesen Einkehrbrauch zu pflegen.
Goaßlschnalzen
ist ein
bayerisch-österreichischer
Brauch.
Der Name erklärt sich aus der Bezeichnung für die
Fuhrmannspeitsche, im bayrischen
Dialekt Goaßl - Schnalzen
bezeichnet das laute und schnelle Krachen oder Knallen mit der
Peitsche.
In früheren Jahrhunderten wurde von vielen Fuhrleuten bei der
Einfahrt in Ortschaften oder bei anderen Gelegenheiten mit der Peitsche
geknallt.
Goaßlschnalzen
Zur
Unterscheidung von anderen Fuhrwerken setzten die Fuhrleute immer
spezifischere Knallfolgen ein. Es entstanden bestimmte Schlagarten wie
der Vorhandschlag, der Rückhandschlag und der Doppelschlag,
später auch die Triangel.
Im
Laufe der Zeit
entstanden so
Erkennungsmelodien, einzelne Fuhrleute entwickelten beachtliche
Geschicklichkeit und übten auch in ihrer Freizeit mit der
Peitsche.
|