Die
farbige Gestaltung der Hausfassaden sollte zum einem die Illusion
von Architektur - Säulen, Treppenanlagen, Fenster und
Türen - vermitteln, die gar nicht vorhanden war.
Zum
anderen
wurde mit der Darstellung von Heiligen und biblischen Szenen auf den
Außenwänden die Gläubigkeit der
katholischen Bevölkerung dargestellt.
Mittenwald
In einigen
Ortschaften reiht sich ein bemaltes
Haus an das andere, sodass man sich inmitten eines Freilichtmuseums zu
befinden scheint.
Die Art und
Weise der Ausführung ist jedoch einzigartig und wird in ihrer
landestypischen Variante als Lüftlmalerei bezeichnet.
Bemalt werden
Fassaden bereits seit Urzeiten. Eine besondere
Herausforderung bilden dabei natürlich die Unbilden des
Wetters.
Bewährt hat sich die Freskotechnik, bei
der die Farbe
auf den frischen, noch ungebundenen Putz aufgetragen wird und sich
dadurch massiv mit dem Untergrund verbindet.
Oberammergau
Bereits
in der Antike
wurde diese Technik angewendet.
Im heutigen Bayern verbreitete sich die Freskotechnik
besonders stark im Mittelalter. Eine Modeerscheinung dieser Zeit war
das Aufmalen von nicht vorhandenen Architekturelementen auf den Burgen
und Herrensitzen der Feudalherren. Dieser Malstil wird Illusionsmalerei
genannt.
Mittenwald
Die
typisch
bayerische Lüftlmalerei entstand im 18. Jahrhundert.
Vorbild war wahrscheinlich die damalige Handelsmetropole Augsburg. Hier
hatten die reichen Kaufleute während der Renaissancezeit die
Illusionsmalerei übernommen und verfeinert.
Mittenwald
bildet ein traditionelles Zentrum der bayerischen und
tiroler Lüftlmalerei.
Deshalb
kommt man in diesem
Ort, der
eigentlich wie eine Stadt aussieht, allerdings nur Markt- und kein
Stadtrecht besitzt, überall an kunstvoll gestalteten Fassaden
vorbei.
Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die ersten Bauwerke
mit aufwendigen Malereien im Stil von Barock und Rokoko verziert.
Bis
zum heutigen Tag wird dieser Brauch kontinuierlich fortgesetzt.
So
ist gegenwärtig ganz besonders stark die hiesige
Künstlerfamilie Pfeffer an der Gestaltung von Mittenwald und
seinem Umland beteiligt.
Hierbei hat sich allerdings die
angewandte
Technik geändert. Früher wurde die Farbe unter
Anwendung der besonders haltbaren Freskotechnik auf den frischen, noch
feuchten Putz aufgetragen, heute hingegen werden die Kunstwerke
manchmal auch auf den fertigen, trockenen Putz aufgemalt.
Wie
dem auch
sei, ein Rundgang durch den Ort gleicht der Besichtigung einer
Gemäldegalerie.
Zwischen
Augsburg
und
Venedig fuhren die Händler auf einer ehemaligen
Römerstraße durch die Alpen.
Entlang
dieser Route,
speziell
in Oberammergau und in Mittenwald entstanden die ersten Zentren der
Lüftlmalerei, die bis zum heutigen Tag bei der Fortsetzung der
Tradition der Fassadenmalerei eine herausragende Rolle spielen.
Der
Passionsort Oberammergau ist berühmt für seine
mit Lüftlmalerei verzierten Häuser. Überall
prägen die bunten Fassaden das Ortsbild.
Weniger
bekannt ist
allerdings, das Oberammergau der Ursprungsort der so typischen
bayerischen und tiroler Lüftlmalerei ist.
Der berühmteste Vertreter seiner Zunft war der
Oberammergauer
Franz Seraph Zwinck. Er war der prägende Lüftlmaler
Oberammergaus und Umgebung und wohnte zeitweise in einem Haus "Zum
Lüftl" - daher wahrscheinlich auch der Name der Maltechnik.
Beispiele seines Schaffens im Passionsort sind die
Außenfassaden am Pilatushaus, am Forstamt, am
Kölblhaus und am Geroldhaus am Sternplatz.
Mittenwald
Die
wichtigste Persönlichkeit war (wie bereits erwähnt)
damals der Künstler
Franz
Seraph Zwinck. Er wurde 1748 in Oberammergau geboren und hat in den
beiden Zentren der Lüftlmalerei mehrere, heute noch erhaltene,
Fassaden bemalt.
Da
der Künstler in Oberammergau das Haus "Zum Lüftl"
bewohnte,
wird vermutet, dass die Bezeichnung Lüftlmalerei auf den Namen
dieses Hauses zurückgeht.
Da
die Tradition der Lüftlmalerei durch mehrere Künstler
bis zum
heutigen Tag fortgesetzt wird, kann man auch auf neuen Häusern
diese kunstvollen Darstellungen bewundern.
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